Das Dorf Blankenfelde wurde vermutlich um das Jahr 1230 von deutschen Kolonisten als Straßendorf gegründet. Es liegt historisch bedeutsam in einer Region, die reich an archäologischen Funden ist. Bereits in jungbronzezeitlicher Zeit existierten Siedlungen in der Nähe der Arkenberge außerhalb des Ortes, und Hinweise auf eine römisch-kaiserzeitliche Besiedlung sind ebenfalls vorhanden. Während des 7. und 8. Jahrhunderts befand sich auf den Abhängen zum Tegeler Fließ eine Slawenburg, und südlich des Dorfes gab es eine Siedlung aus dem 11./12. Jahrhundert. Im Jahr 1284 tauchte erstmals ein Johannes de Blankenfelde als Berliner Ratsmitglied in den historischen Aufzeichnungen auf.
Mittelalterliche Entwicklung
Im Landbuch Kaiser Karls IV. aus dem Jahr 1375 wird Blankenfelde mit 54 Hufen erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt waren neben der Kirche und dem Pfarrland auch Adelsfamilien wie die von Hoppenrade, Brietzke, Piskow und von der Groeben im Dorf begütert. Das Kloster Spandau hatte ebenfalls Besitzansprüche. Im 15. Jahrhundert gehörte das Dorf zur Familie Wartenberg und war Teil der Popstei Bernau. Die Familie von Barfuß aus Malchow hatte das Patronatsrecht inne, das später an die Familie Grumbkow überging.
Die Feldsteinkirche von Blankenfelde
Die Feldsteinkirche ist das älteste Bauwerk in Blankenfelde. Errichtet im 13. Jahrhundert, zeugt dieser gotische Hallenbau von der langen Geschichte des Ortes. Eine dendrochronologische Untersuchung eines Holzstücks aus dem Ostgiebel datierte dieses auf das Jahr 1406. Der einfache spätgotische Rechtecksaal mit seinen unregelmäßigen Feldsteinen und modernen Backsteinkanten hat im Laufe der Zeit viele Veränderungen erlebt.
Zerstörung und Wiederaufbau
Während des Dreißigjährigen Krieges erlitt die Kirche erhebliche Schäden. Joachim Ernst von Grumbkow, ein enger Vertrauter des Großen Kurfürsten, veranlasste 1680 eine umfassende Instandsetzung und Umbau. Die Kirche erhielt eine Patronatsloge, ein höheres Dach, größere Fenster, eine Leichenhalle und einen Turm. Die Familie Grumbkow hinterließ ihre Spuren in Form eines Sandsteinreliefs und auf der Wetterfahne.
Restaurierung und Denkmalpflege
Im 19. Jahrhundert wurden weitere Umbauten vorgenommen, und die ursprünglichen Spitzbogenfenster wurden durch Rundbogenfenster ersetzt. Eine tiefgreifende Restaurierung unter der Leitung des Architekten Schellenberg fand in den Jahren 1938 bis 1942 statt. Dabei wurde der Putz von den Mauern entfernt, und die gotischen Fenster am Ostgiebel sowie die Dreiergruppe in der Ostwand wurden rekonstruiert.
Die Grumbkow-Gruft
Obwohl Joachim Ernst von Grumbkow eine Gruft in der Kirche als letzte Ruhestätte einrichten ließ, wurde er tatsächlich auf einem seiner Güter in Pommern beigesetzt. Die Wetterfahne mit den Initialen und der Jahreszahl 1680 erinnert an den Umbau der Kirche.
Heutiges Erscheinungsbild
Die Kirche ist von einem alten Dorffriedhof umgeben, auf dem ein großer Findling zu bewundern ist. Die letzten Restaurierungsarbeiten stellten die historischen Fensterformen wieder her und gaben dem Westeingang ein neues Aussehen. Die Kirche und ihr umliegender Friedhof bilden bis heute ein bedeutsames Kulturdenkmal in der Region Blankenfelde.
Stadtgut Blankenfelde
Das Stadtgut Blankenfelde, gelegen in der Blankenfelder Hauptstraße, hat eine reichhaltige Geschichte, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Ursprünglich als Rittersitz konzipiert, gehörte er der Familie von Barfuß, die das Gut um 1480 erwarb.
Historische Besitzverhältnisse
Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Eigentum am Stadtgut Blankenfelde mehrfach. Zu den Besitzern zählten namhafte Familien wie von Arnim, von Rochow und Seidel sowie Persönlichkeiten wie der Oberstwachtmeister von Rochow und der Oberhofmarschall Grumbkow. Ebenfalls erwähnenswert sind die Familien von Burgsdorf, von Rochow und Sydel.
Kurfürstlicher Besitz und Entwicklungen
1691 ging das Gut in den Besitz von Kurfürst Friedrich III. über. Unter Friedrich I. erlebte das Gut ab 1711 eine Phase der Aufwertung, in der ein Lusthaus samt Lustgarten, ein Vorwerk mit Brennerei und Brauerei erbaut wurden. Das Dorf wurde zu dieser Zeit als Domäne und Hauptvorwerk der Verwaltung Niederschönhausens unterstellt.
Landwirtschaftliche Strukturen und Kriegsfolgen
Bereits im 14. Jahrhundert wurden auf dem Gut 62 Hufen Landwirtschaft betrieben, und ein Lehnsbrief von 1609 verweist auf einen Gutshof mit Wohnhof, Schäferei und Fleischzehnt. Der Dreißigjährige Krieg verursachte jedoch erhebliche Schäden, und viele Bauernhöfe blieben unbesetzt. 1652 waren zahlreiche Hufen „wüst“. 1734 gab es vier Bauern mit jeweils vier Hufen und neun Kossäten mit einem Hufen, während 32 Hufen zum Vorwerk des Königs gehörten und amtlich bewirtschaftet wurden.
Rückkehr in Privatbesitz und Modernisierung
Anfang des 19. Jahrhunderts ging das Gut wieder in Privatbesitz über. 1811 erwarben die Berliner Bürger Neumann und von Grumtau das Gut und entwickelten dort eine Pferdezucht. In dieser Zeit entstanden auch das neue Gutsverwalterhaus sowie Stall- und Scheunengebäude.
Einwohnerentwicklung und wirtschaftliche Veränderungen
Die Einwohnerzahl von Blankenfelde entwickelte sich aufgrund des Dreißigjährigen Krieges und einer Brandkatastrophe im Jahr 1776 nur zögerlich. Der „Alte Bernauer Heerweg“ verlief durch den Ort, und während 1858 nur 410 Einwohner gezählt wurden, nahm die Bevölkerungszahl gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu. Neue Gewerke ließen sich nieder, und neben Bauunternehmern etablierten sich Dienstleistungs- und Handelsunternehmen.
Zusammenfassung und heutige Bedeutung
Das Stadtgut Blankenfelde zeugt von einer langen und wechselvollen Geschichte. Heute ist es ein interessantes Zeugnis der regionalen Entwicklung und Kulturgeschichte. Das zweigeschossige Gutshaus von 1850 und die später entstandenen Wirtschaftsgebäude, sowie die Landarbeiterwohnhäuser mit Hofgebäuden um 1890, prägen das Bild dieses historischen Ortes. Blankenfelde hat sich im Laufe der Jahre zu einer Gemeinde entwickelt, die sowohl ihre Geschichte als auch ihre landwirtschaftlichen Wurzeln ehrt und gleichzeitig moderne Lebens- und Wirtschaftsweisen integriert hat.
Vorwerk Möllersfelde
Das Vorwerk, das im Jahr 1817 als „Schötzsches Etablissement“ bekannt war und später den Namen Müllersfelde trug, wurde schließlich als Möllersfelde bezeichnet. Es entstand zwischen Blankenfelde und der heutigen Autobahnabfahrt Schönerlinder Straße, wobei es näher an den Gemarkungen von Französisch Buchholz lag. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts siedelten sich in Blankenfelde die ersten Handwerker an, darunter Büttner, Einlieger, ein Kreisgärtner und ein Radmacher. Der Ort verfügte auch über eine eigene Getreidemühle. Nach der Aufhebung der Erbuntertänigkeit wurde das Land unter den Bauern der Gemeinde Blankenfelde aufgeteilt.
Entwicklung der Rieselfelder
Erhebliche Veränderungen erfuhr das Gebiet, als nach 1873 die umliegenden Landstriche für die Berliner Rieselfelder erschlossen wurden. Die Stadt Berlin erwarb Blankenfelde im Jahr 1882, um die Felder zwischen den Orten Buchholz und Buch zu Rieselfeldern zu machen. Diese Felder, die nach Plänen von James Hobrecht seit 1873 im Süden und später bis Ende des 19. Jahrhunderts auch im Norden Berlins angelegt wurden, dienten dazu, die Abwässer der Stadt über ein Druckrohrnetz auf die Felder zu leiten, wo hauptsächlich Gemüse angebaut wurde. Die Spuren der Rieselfeldära sind heute noch an den Klärwerkableitern zu erkennen, die sich auf dem Weg von Buchholz nach Blankenfelde befinden.
Das Stadtgut Blankenfelde und seine Nutzung als Lungenheilstätte
Das ehemalige Gutshaus im Stadtgut Blankenfelde wurde ab 1890 als Lungenheilstätte genutzt. Nach einem Umbau des Herrenhauses und der Brennerei konnte die Heimstätte 1897 ihren Betrieb aufnehmen und diente bis 1908 diesem Zweck. Noch zwei Jahre vor ihrer Schließung wurde eine weitere Liegehalle im Kurpark errichtet. Mit Beginn der Inflation in den 1920er Jahren wurde die Heimstätte in Blankenfelde in ein Leichtkrankenhaus umgewandelt, um der sozialen und gesundheitlichen Notlage in Berlin entgegenzuwirken.
Eingemeindung und Infrastrukturelle Entwicklungen
Zur Eingemeindung 1920 in den 19. Verwaltungsbezirk von Berlin bestand Blankenfelde aus einem Gemeinde- und einem Gutsbezirk mit dem Stadtgut Blankenfelde sowie den Gütern in Möllersfelde. Erst kurz vor der Eingemeindung wurden Elektrizität, Gas und Wasseranschluss installiert.
Der Städtische Schulgarten Blankenfelde
Im Dezember 1909 erhielt Blankenfelde den größten Schulgarten Europas. Mit einer Gesamtfläche von ca. 30 Hektar entlang der Blankenfelder Chaussee zwischen Niederschönhausen und Blankenfelde war der Garten eine bedeutende Bildungseinrichtung, die jährlich drei Millionen Pflanzen für schulische Zwecke lieferte. Die Anlage umfasste Gewächshäuser, eine geologische Wand, verschiedene Waldstücke, eine Obstbaumallee, Feldflure, einen Steinbruch, einen Kräutergarten, Wiesen und ein Tiergehege.
Das Zwangsarbeiterlager während der NS-Zeit
Die dunkelste Zeit Blankenfeldes war die Errichtung eines Durchgangslagers für nicht arbeitsfähige Zwangsarbeiter während der NS-Zeit. Das Lager auf einem gepachteten Feldstück des Stadtgutes war in verschiedene Abteilungen unterteilt, darunter eine für Tuberkulosekranke und eine für andere ernsthaft Erkrankte. Eine Frauenbaracke beherbergte schwangere Frauen, die meist aus den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Ravensbrück stammten. Die geborenen Kinder wurden oft unter Vorwänden von ihren Müttern getrennt und in Heime gebracht. Die Bedingungen im Lager waren extrem hart, und es wurde schließlich als „Sterbelager“ bekannt, da viele Schwerkranke ihrem Schicksal überlassen waren.
Volksgut Blankenfelde nach dem Krieg
Das Stadtgut Blankenfelde hat eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Nachkriegszeit gespielt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs diente es zunächst der sowjetischen Administration als Stützpunkt zur Versorgung ihrer Garnisonen am Stadtrand. Im Jahr 1950 übergab die sowjetische Kontrollkommission das Gut an die DDR, die es fortan als Volksgut bewirtschaftete. Die lokale Bevölkerung, insbesondere die Bauern und Landarbeiter, waren eng mit dem Gut verbunden und beteiligten sich aktiv an landwirtschaftlichen Feierlichkeiten und Veranstaltungen wie dem „Tag der Bereitschaft“. In den 1950er Jahren wurden hier wichtige Infrastrukturen für die Schweinezucht errichtet, und bis zur politischen Wende blieb das Gut ein wichtiges Zentrum der Agrarwirtschaft. Nach Jahren der Vernachlässigung wurde das Stadtgut 2006 vom Verein „Stadtgut Blankenfelde – … wo die Stadt gut ist“ übernommen, um es zu erhalten und vor dem Verfall zu schützen.
Das Aufnahmeheim in Blankenfelde
Während der DDR-Zeit gab es in Blankenfelde ein Aufnahmeheim, das eine besondere Funktion hatte. Es diente als Unterkunft für Menschen, die nicht aus dem Osten in den Westen, sondern in umgekehrter Richtung geflohen waren. Das Heim, das 1958 erbaut wurde, war für westliche Überläufer konzipiert und blieb bis 1979 in Betrieb. Die Bewohner wurden von verschiedenen Behörden, einschließlich der Stasi, überwacht, um sicherzustellen, dass keine Spione unter ihnen waren. Trotz der anfänglichen Hoffnung auf eine warme Aufnahme, wurden viele West-Ost-Migranten misstrauisch behandelt und manche sogar wegen Republikflucht inhaftiert. Nach dem Mauerbau im Jahr 1961 nahm die Anzahl der West-Ost-Migranten ab, dennoch blieb das Heim bis 1972 bestehen.
Historische Gebäude und Entwicklung in Blankenfelde
In Blankenfelde finden sich zahlreiche historische Gebäude, die bis heute Zeugnis von der reichen Vergangenheit des Ortes ablegen. Die Alte Schmiede, eines der ältesten Gebäude Pankows, und der Dorfgasthof, geführt von Gastwirt Tinius, sind nur zwei Beispiele für die lebendige Geschichte des Dorfes. Die Infrastruktur des Ortes entwickelte sich mit der Zeit weiter, besonders nachdem in den 60er Jahren die Blankenfelder Chaussee gebaut wurde. Die Rieselfelder wurden in den 80er Jahren stillgelegt, und die Klärung des Abwassers wurde an das Klärwerk Nordost übertragen. Die Platanenschule, benannt nach den über hundert Jahre alten Platanen auf dem Schulhof, ist ein weiteres historisches Wahrzeichen des Dorfes.
Architektonische Schätze und Naturerlebnis
Die Hauptstraße von Blankenfelde ist gesäumt von beeindruckenden Bauernhöfen und Wohnhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die bis heute gut erhalten sind und die architektonische Vielfalt des Ortes unterstreichen. Darüber hinaus ist die Bahnhofstraße Heimat der „Heidekrautbahn“ und ihres historischen Empfangsgebäudes, das bis heute nahezu unversehrt ist. Die natürliche Schönheit der Region wird durch das nahegelegene Naturschutzgebiet Köppchensee und das Tegeler Fließ betont, die nicht nur schöne Ausflugsziele darstellen, sondern auch an die biologische Vielfalt und Bedeutung des Naturerbes erinnern.